Geschichte & Gegenwart

Die ersten deutschsprachigen Gottesdienste der evangelischen Christen in Bogotá fanden in der Union Church, in der Calle 24 statt. Während der Amtszeit von Pfarrer Ake Kastlund (1952-1954) wurden in dessen Pfarrhaus (in der Calle 36 Nr. 16-56) mit Mitteln des Lutherischen Weltbundes Gemeindehaus, Pfarramt und Jugendräume eingerichtet. Ab 1954 wurden die Gottesdienste und Amtshandlungen dann in der lutherischen Kirche ‚El Redentor’ (Carrera 13 No. 55-56) gefeiert. In der Calle 42 mit Carrera 8 wurde - während der Amtszeit von Pfarrer Grundmann - ein Grundstück erworben, über dessen mögliche Bebauung sehr unterschiedliche Auffassungen bestanden, am Ende wurde es wieder verkauft.

Anfang 1960 entschied man sich zum Kauf des jetzigen Grundstücks an der Séptima, das damals weit ausserhalb der Stadt lag.

Am 27. November 1966, dem ersten Advent, wurde die neue Kirche vom schwedischen Bischof Josef Rubenson eingeweiht. Von diesem Festgottesdienst erzählt Pfarrer Goernitz: „Die Kirche war gelbblau geschmückt wegen des Weih-Bischofs aus Schweden. Am Altar fehlte uns der Bischof – wo ist er denn? Draussen stand er vor der Tür und sagte: ‚Wissen Sie nicht, dass die Geistlichen zuletzt und als allererster der Bischof einzieht? „ Daran hatte keiner der beteiligten Pfarrer gedacht.“

Seit diesem Tag feiert die Gemeinde San Mateo ihre Gottesdienste in ihrer eigenen schönen Kirche. An jedem ersten Advent aber wird mit dem grossen Basar auch der Kirchweihe erinnert.

Von den anfänglich fünf deutschsprachigen lutherischen Gemeinden, die Anfang der 50er Jahre in Kolumbien gegründet worden sind, sind nur noch die Sankt Martins Gemeinde in Cali und San Mateo in Bogotá übrig geblieben, von den zeitweise 2 Pfarrstellen im Lande existiert seit 1992 nur noch diejenige in der Hauptstadt. Solch deutliche Reduzierungen haben viele deutschsprachige Gemeinden in Lateinamerika mitmachen müssen oder sind gerade dabei sie zu verkraften. Dies hat vor allen Dingen mit dem Abebben der Auswanderungswellen aus Europa zu tun, die zwischen den beiden Kriegen und vor allen Dingen nach dem Zweiten Weltkrieg viele Menschen nach Lateinamerika gebracht haben. Ursache ist aber auch die veränderte Personalpolitik internationaler Firmen.

Verschärft wird die Situation durch die besondere Lage in Kolumbien. Die lange schon anhaltenden bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen und die durch den Drogenhandel ebenfalls angeheizte Gewalt führen dazu, dass viele Menschen das Land verlassen...

Die meisten leben in Deutschland, der Schweiz oder den USA. Dort sehen sie bessere berufliche Perspektiven und eine höhere Lebensqualität. Diejenigen aber, die geblieben sind, haben im Land geheiratet und haben in der Mehrheit entschieden ihre Kinder katholisch taufen zu lassen, um ihnen eine bessere Integration in die kolumbianische Gesellschaft zu ermöglichen. Die Entwicklung der Gemeindezahlen in diesen Jahren spricht für sich: Ende 1953 - 823 Getaufte. 2005 sind dies noch ca. 340.

Dennoch hat die Gemeinde San Mateo sich behaupten können. Sie gehört heute zu den kleineren der Schwestergemeinden in Lateinamerika, ohne jedoch in ihrer Existenz aktuell gefährdet zu sein.

Die Gemeinde San Mateo ist eine, trotz der schwierigen Situation in Kolumbien, in ihrem Kern gesunde Gemeinde. Dennoch muss sie sich Gedanken machen, welches Ziel sie in der Zukunft ansteuern will.

Die oben beschriebene Situation führt nicht dazu, dass die Gemeinde sich automatisch erneuert und am Leben erhält. Immer größere Anstrengungen sind nötig, Menschen für San Mateo zu gewinnen. Also muss die Gemeinde missionarisch tätig sein, vor allen Dingen bei den Menschen die auf Zeit ins Land kommen. Hier sind es die Botschaften, die Schulen und die Institute, die noch immer Menschen nach Kolumbien bringen. Dieses Vorhaben ist allerdings nicht einfach zu verwirklichen, denn auch bei diesen Menschen zeigt sich eine weit fortgeschrittene Entkirchlichung, nur bei wenigen kann man sich selbstverständlich darauf verlassen, dass sie uns suchen.

Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, wenn sie Kontakt zu unserer Gemeinde gefunden haben, langsam hineinwachsen, die Notwendigkeit sehen, sie mit zu erhalten, sich engagieren und helfen (z.B. beim Basar) so auch, Ressourcen für die Gemeinde zu gewinnen. Darin besteht die grosse Kunst: Missionarisch offen und gewinnend zu sein, klar in unseren Angeboten, ohne aber moralischen Druck auszuüben.

San Mateo ist vertraglich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund verbunden und ist eine anerkannte Gemeinde des Lutherischen Weltbundes. Sie unterhält enge und freundschaftliche Verbindungen zu der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Michael in Bogotá und über die Kindertagesstätte auch zu der katholischen Nachbargemeinde „Nuestra Señora de Montecarmelo“. Auch mit der lutherischen Kirche in Kolumbien gibt es gute Verbindungen und der evangelische Pfarrer ist Mitglied der Kommission für Ökumene und Interreligiöses Gespräch der katholischen Bischofskonferenz Kolumbiens.

In erster Linie bietet San Mateo deutschsprachigen Christen in Kolumbien ihre Dienste an. Der sonntägliche Gottesdienst, Gruppen und Kreise, Feste und Konzerte richten sich an Menschen, die auf Zeit oder auf Dauer hier leben. Das Sozialwerk der Gemeinde, die Asociacion San Mateo, ist lebendiger Ausdruck, dass die Gemeinde nicht nur für sich selbst existiert, sondern aus ihrer christlichen Verantwortung heraus, auch an der sozialen Situation Kolumbiens teilnimmt und sich für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen in unmittelbarer Nachbarschaft einsetzt.